Wedekind thematisiert in seiner 1890 entstandenen Kindertragödie das schwierige Aufwachsen dreier Jugendlicher im auslaufenden 19. Jahrhundert. In diesem Zeitabschnitt regierten unglaubliche rigide Ansichten in Sachen Sexualität und Moral was wiederum durch die Verklemmtheit der Erwachsenen zu Schwängerung und Suizid führte. Erstmals fand das Stück 1906 auf die Bühne der Berliner Kammerspiele unter Max Reinhardt. An die Wiener Kammerspiele gelangte es erst im November 1918, also zu Ende der Monarchie. Die Regie von Stephanie Mohr ist passend realistisch, die Bühnenbilder und Kostüme ebenfalls, was die Dramatik der Aufführung besonders erhöht. Gespielt wird exzellent, die sechs Reinhardt-Seminaristen sind natürlicher als so mancher Rollendarsteller es je sein wird. Allen Voran Christian Erdt als Problemjugendlicher Moritz Stiefel und die hinreißende Liliane Amuat als vitale Wendla Bergmann. Aber auch Felix von Bredow als Melchior oder Laurenz Laufenberg als Ernst Röbel verstehen zu überzeugen. Diese Aufführung ist schauspielerisch zu genießen, sie ist originell und absolut nicht langatmig. Sie ist für jung und alt zu empfehlen, für die einen zur Warnung, für die anderen zur Beruhigung, dass doch bis heute einiges besser geworden ist. Man sollte solche Stücke öfter einmal probieren!