Die 1867 in Paris uraufgeführte Oper von Charles Gounod (nach der Tragödie „Romeo and Juliet“ von William Shakespeare) brachte eine Klangwelt hervor, die der Erfahrung des Sich-Verliebens möglichst nahe kam. Die Oper lotet vor allem das sentimentale Potenzial der Tragödie von Shakespeare aus. Diese „Lovestory“ war als Rahmen für das begehrte Duo Anna Netrebko und Rolando Villazon geplant, Netrebkos Schwangerschaft bot der blutjungen Georgierin Nino Machaidze (in der Rolle der Julia) die Chance, bei diesen renommierten Festspielen zu debütieren. Die 25jährige Sopranistin, sie erhielt die Möglichkeit ihre Stimme an der Akademie für junge Sänger an der Mailänder Scala weiterzubilden, nützte ihre Chance und begeisterte das Festspielpublikum mit ihrem wunderbaren Stimmmaterial und ihrer jugendlichen Natürlichkeit. Hier reift ein Juwel heran, von dem man noch viel hören wird. Ihr kongenial zur Seite Rolando Villazon (als Romeo) – der sympathische Mexikaner musste ja eine Auszeit nehmen, weil die Beschleunigung seiner Weltkarriere ihren Tribut gefordert hatte – dessen wunderbar timbrierter, leidenschaftlicher Romeo das Publikum zu Jubelstürmen hinriss! Neben Falk Struckmanns markantem Graf Capulet, dem überzeugenden Russen Mikhail Petrenko (Bruder Laurent) und Russel Braun als Romeos Freund Mercutio machte vor allem die blitzsauber und leicht singende Niederländerin Cora Burggraaf als Romeos Page Stéphano mit jugendlichem Charme Eindruck.
Ein 32jährige Kanadier, in Montreal geboren, nutzte das Debüt bei den Festspielen, der Dirigent Yannick Nézet-Séguin, der das Mozarteum Orchester mit auslandendem Ganzkörpereinsatz zu harmonischem und schönem Wohlklang entfesselte. Die Liebe zur „Schönheit in all ihren Formen“ ist sein Lebensmotto. In der Saison 2008/09 tritt der kanadische Jungstar die Nachfolge Valery Gergievs als Musikdirektor der Rotterdamer Philharmoniker an. (Klaus Gellner)