Ernährung dient heutzutage für viele Österreicher nicht mehr einzig und allein dem Zweck, satt zu werden. Ernährung soll mehr leisten, sei es einen Beitrag zur Gewichtsreduktion, zur Gesundheitsförderung oder zu mehr Wohlbefinden. Die Folge: Eine Vielzahl an mehr oder weniger ausgefallenen Ernährungstrends hält in unserer Gesellschaft Einzug. Von Low Carb über Clean Eating bis hin zur ketogenen Ernährung, die Auswahl ist groß. Doch welche davon schaffen es auf die Esstische der heimischen Bevölkerung? Dieser Frage widmete sich nun das digitale Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent und nahm neun Ernährungstrends unter die Lupe. Fazit: Die Österreicher zeigen sich bisher zwar nicht besonders experimentierfreudig, bekunden aber durchaus Interesse am Ausprobieren einiger Trends. Bei Insekten und Co. stoßen dann aber doch die meisten an ihre Grenzen.
Rund um die Ernährungsgewohnheiten der heimischen Bevölkerung ist grundsätzlich festzuhalten: Fleisch ist beim Großteil nicht völlig aus der eigenen Ernährung wegzudenken. Mehr als ein Drittel der Befragten setzt auf Mischkost mit viel Fleisch (37%), bei gut jedem Zweiten kommt es zumindest ab und zu auf den Tisch (53%). Dabei achten vor allem Frauen verstärkt auf einen verringerten Fleischkonsums (62%), während das Produkt für knapp jeden zweiten Mann zu den Grundnahrungsmitteln zählt (49%). Im Gegensatz dazu verzichtet nur eine von 100 Personen gänzlich auf tierische Produkte und setzt auf eine vegane Ernährungsweise.
So populär sind Ernährungstrends in Österreich
Ob ein Verzicht auf Zucker, Kohlenhydrate oder Mahlzeiten zu gewissen Tageszeiten, der Fokus auf besondere Inhaltsstoffe oder gar künstlich gezüchtetes Fleisch – das Spektrum an Ernährungstrends ist breit gefächert. Doch nicht alle treffen jedermanns Geschmack. Wie stehen also die Österreicherinnen und Österreicher zu diesen Trends? Welche haben das Potenzial, sich zukünftig im Speiseplan der heimischen Bevölkerung zu etablieren?
Folgende 9 Ernährungstrends standen im Fokus der Befragung:
• Zuckerfreie Ernährung:
Verzicht auf Zucker bzw. Lebensmittel, die zugesetzten Zucker enthalten
• Clean Eating:
Ernährung, die auf der Zubereitung von frischen, naturbelassenen (unverarbeiteten) Lebensmitteln ohne Zusatzstoffe basiert
• Superfood:
Lebensmittel, die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes (Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien) einen höheren gesundheitsfördernden Nutzen haben als andere Nahrungsmittel
• 16:8 Ernährung:
Man beschränkt das Essen/ Trinken (Wasser, ungezuckerten Tee/ schwarzen Kaffee ausgenommen) auf ein Zeitintervall von 8 Stunden täglich, danach folgt eine 16-stündige Fastenphase
• Low Carb Ernährung:
Kohlehydratarme Ernährungsform
• Basische Ernährung:
Dem Körper werden nur sogenannte basische Nahrungsmittel zugeführt, auf säurebildende Lebensmittel wird überwiegend verzichtet
• Ketogene Ernährungsform:
Kohlenhydratarme und stattdessen sehr fettreiche Ernährungsform
• Insekten:
Als Proteinlieferanten stellt der Verzehr von Insekten eine gesunde Alternative zum Fleischkonsum dar
• Clean Meat:
Fleisch, das im Labor künstlich aus Stammzellen gezüchtet wird
Den höchsten Bekanntheitsgrad innerhalb der heimischen Bevölkerung weisen die Low Carb Ernährung (73%) und die zuckerfreie Ernährung (71%) auf. Jeweils mehr als 7 von 10 Befragten haben von diesen Ernährungstrends zumindest gehört. Auch die 16:8 Ernährung (59%) und Superfood (57%) sind mehr als jedem Zweiten durchaus geläufig. Im Gegensatz dazu erlangten sowohl Clean Eating (20%) als auch Clean Meat (9%) bisher nur die Aufmerksamkeit von jedem fünften bzw. zehnten Befragten. Insgesamt scheinen vor allem Frauen dem Thema „Ernährung“ mehr Aufmerksamkeit zu widmen. 7 der 9 Trends erfreuen sich innerhalb der weiblichen Bevölkerung deutlich höherer Bekanntheit, erläutert Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl. Doch schaffen es die Trends auch, das Interesse der Österreicher zu wecken?
Persönliches Interesse bekunden immerhin jeweils mehr als 4 von 10 Befragten an Clean Eating (44%), Superfood (44%), einer zuckerfreien (44%) sowie der 16:8 Ernährung (43%). Die 16:8 Ernährung spricht besonders die weiblichen Befragten an: Gut jede zweite Frau interessiert sich dafür (51%), während dies unter den Männern nur auf gut ein Drittel zutrifft (36%). Im Gegensatz dazu würde der klare Großteil der Frauen Insekten verschmähen – weniger als jede Zehnte zeigt Interesse (6%) – während sich einige Männer durchaus mit dem Proteinlieferanten anfreunden können (17%). Am wenigsten ansprechend wird insgesamt allerdings Clean Meat empfunden (8%).
Welcher Trend tut gut?
Welchen Sinn hätte jedoch ein Ernährungstrend, würde er nicht mit einem speziellen Nutzen einhergehen – in diesem Fall für die Gesundheit? So wird dem Verzicht auf Zucker (70%) und dem Verzehr von naturbelassenen Lebensmitteln (61%) sowie nährstoffreichem Superfood (58%) ein besonders positiver Einfluss auf Körper und Wohlbefinden zugeschrieben. Folglich gelten diese Trends auch als ausgesprochen gesundheitsfördernd. Gezweifelt wird im Gegensatz dazu an den positiven Auswirkungen der ketogenen Ernährungsform (15%) und von Clean Meat (8%) sowie an deren Beitrag zur Gesundheitsförderung (16% bzw. 6%). Insgesamt glauben vor allem Frauen vermehrt an den positiven Einfluss auf das Wohlbefinden sowie den gesundheitlichen Vorteil der verschiedenen Trends – mit Ausnahme von Insekten, der ketogenen Ernährung und Clean Meat.
Um die eigene Figur durch eine Verringerung des Körpergewichtes zu verbessern, ist bekanntlich eine geringere Kalorienaufnahme notwendig. Folglich können aus Sicht der Befragten – wenig überraschend – vor allem jene Trends beim Abnehmen helfen, bei denen auf Zucker (80%) und Kohlenhydrate (61%) verzichtet bzw. täglich 16 Stunden lang gefastet wird (63%). Um außerdem schädliche Stoffe aus dem Körper zu entfernen und ihn zu entgiften, gilt es, nachteilige Inhaltstoffe aus der Ernährung zu verbannen und dafür besonders gesunde Lebensmittel in den Speiseplan zu integrieren. Dementsprechend schreiben zwei Drittel der heimischen Bevölkerung speziell einer zuckerfreien Ernährung (66%) und jeweils etwa 6 von 10 Befragten Clean Eating (60%) sowie der basischen Ernährung (58%) das Potenzial zur Entgiftung zu.
Trends mit Zukunftspotenzial
Trotz der gesundheitsfördernden Wirkung, die einigen Trends zugeschrieben wird, zeigte sich die heimische Bevölkerung bisher eher wenig experimentierfreudig: Etwa ein Drittel der Respondenten probierte bereits eine 16:8 Ernährung aus (34%). Unter den Frauen erfreute sich der Trend sogar noch höherer Popularität (42%). Jeweils mehr als ein Viertel der Befragten verbannte schon den Zucker aus dem Speiseplan (27%) oder setzte auf Low Carb (26%). Im Gegensatz dazu waren eine Ernährungsumstellung zur ketogenen Ernährung (4%), das Verspeisen von Insekten (4%) oder der Konsum von Clean Meat (0%) eher eine Seltenheit. Auch die künftige Einbindung dieser Trends in die eigenen Ernährungsgewohnheiten scheint leichter gesagt als getan: Mehr Superfood in den eigenen Speiseplan zu integrieren (46%), bei der Essenszubereitung auf frische, naturbelassene Lebensmittel zu achten (42%) und eine tägliche 16-stündige Fastenphase einzuhalten (40%) gelten jeweils für mindestens 4 von 10 Befragten als leicht umsetzbar. Anspruchsvoller wird es beispielsweise bei der zuckerfreien Ernährung – besonders für Frauen: Knapp drei Viertel der Österreicherinnen hätten Schwierigkeiten, sich gänzlich vom Zucker zu verabschieden (74%), beschreibt Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent, die Ergebnisse. Zu kämpfen hätten die Befragten außerdem mit dem Verzehr von Clean Meat und Insekten – nur jedem Zehnten kämen diese Produkte leicht über die Lippen.
Doch welche dieser Ernährungsgewohnheiten gelten nun als zukunftsträchtig – und welche nur als vorübergehender Hype? Knapp zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass besonders der Verzicht auf Zucker künftig von Bedeutung sein wird (66%). Ein verstärkter Fokus auf reichhaltiger Ernährung frei von Zusatzstoffen in Form von Clean Eating (56%) und Superfood (51%) gilt für mehr als die Hälfte ebenfalls als wahrscheinlich. Besonders Frauen sind außerdem der Meinung, dass Low Carb (Frauen: 54%, Gesamt: 46%) und eine 16:8 Ernährung (Frauen: 52%, Gesamt: 45%) sich dauerhaft etablieren können. Im Gegensatz dazu wird der Hype rund um die ketogene Ernährungsform und Clean Meat aus Sicht der Befragten eher wieder abklingen – nur je 16% schreiben diesen nachhaltige Relevanz zu, resümiert Thomas Schwabl.