Perchtoldsdorf wird wieder einmal seinem Ruf als „ etwas anderer“ Sommerspielort gerecht. Michael Sturminger hat „Onkel Wanja„ inszeniert. Während andernorts auf die immer gleichen Komödienstadl-Spiele gesetzt wird, versucht man in Perchtoldsdorf im Sommer immer wieder auch Klassiker des ernsteren Genres auf die Bühne vor der Burg zu stemmen. Dies gelingt naturgemäß mal mehr, mal weniger.
Dieses Jahr ist mit Onkel Wanja ein erstklassiges Ensemble zu sehen. Jörg Witte als Wanja, Andreas Patton als alternder, wehleidiger Professor Alexander Serebrjakow, Inge Maux als gutmütige, sorgende Njanja, spielen ihre Rollen wirklich gut. Sie sind verzweifelt, anrührend, manchmal auch komisch. Die beiden jungen Frauen, Laura Laufenberg als Sonja und Virginia V. Hartmann als Elena vervollständigen ein sehr fein aufeinander abgestimmtes Ensemble, das selbst mit modernen Störfaktoren wie über den Platz kreisenden Hubschraubern aus dem 21. Jahrhundert gut umzugehen weiß.
Besonders Hartmann als Elena verkörpert mit ihren langen Blicken und scheinbar in einer Leere ankommenden Gedanken, die Gesellschaft, die sich selbst auf eine gewisse Art durch Nichtstun und Träumerei in den Ruin treibt.
Sturminger ist es gelungen, ein spannendes Familiendrama mit vielschichtigen Verflechtungen der Beteiligten untereinander zu entwerfen, das uns alle mitleben und -denken lässt, wo wir vielleicht Dinge im Leben versäumt haben und wie sehr es vom Blick des Einzelnen auf sein eigenes Leben abhängt, ob er /sie glücklich wird.
Dennoch: Dieses Stück hätte in einen kleineren, kammerspielartigen Raum gehört. Es verflattern oft stille Momente und Ruhepausen zwischen Sätzen in der Weite des milden Abendhimmels. Fazit: Gelungene Ensembleleistung, aber warum ? Und, ohne eine Komödie erzwingen zu wollen, warum DIESES Stück von Altmeister Tschechow jetzt gerade als Sommerstück vor der nicht als Kulisse verwendeten Burg? Eine Antwort darauf bleibt der regieführende Intendant schuldig.