So könnte der Titel der Straußoperette „Eine Nacht in Venedig“ heißen, die heuer die Kassen des Mekkas der Operette in Mörbisch füllen soll. Wer diese Operette kennt versteht zwar, warum sie wohl zum x-ten Mal in ihren Inhalt verändert wurde, ist doch das Libretto von F. Zell und Richard Genée in seiner Zerrissenheit fast unspielbar. In der neuen Story ist der Herzog von Urbino plötzlich der Kapitän eines riesigen Kreuzfahrtschiffes, der Leibbarbier, sein erster Offizier und wie dies heute so üblich ist, geht es auch um Posten in der Reederei.
Die Handlung ist tragfähig und wurde von Joesi Prokopetz und Regisseur Karl Absenger mit Perfektion einstudiert und auch die Texte halten was sie versprechen, bloß die endlose Revue der Senatoren sind dem Niveau von Mörbisch abträglich. Gesamt gesehen ist diese Veränderung geglückt: die Szenen sind bunter, die Dramaturgie hat ganze Arbeit geleistet, alles ist perfekt einstudiert, die Technik bemerkenswert und das Bühnenbild von Walter Vogelweider eine Augenweide. Den ersten Preis aber erhalten die Akustiker, die bei diesem grauenhaften, kalten Sturm bei der Premiere wahre Wunder vollbrachten. Auch Chor, Orchester unter dem Dirigat von Andreas Schüller und die Tänzer spielten mit Perfektion zusammen, was man von den Solisten nur zum Teil behaupten konnte. Stimmlich einwandfrei der Kapitän (Herbert Lippert) und die Fischerin Annina (Elena Puszta) sowie die Gattin Delacqua`s, Barbara (Dagmar Schellenberger) und der hinreißende erste Offizier Caramello (Otto Jaus). Eine Klasse für sich auch Heinz Zednik als Senator Delaqua.
Dass der Haussegen zwischen Altintendant Harald Serafin und Nachfolgerin Dagmar Schellenberger wieder in Ordnung scheint zeigte sich durch die Anwesenheit Serafins bei dieser Premiere, bei der die Intendantin Serafin die Ehrenmitgliedschaft des Festivals überreichte. Ob ihn dies besonders begeisterte blieb jedoch unausgesprochen. Abschließend wäre festzustellen, dass diese Produktion in ihrer jetzigen Form sehenswert erscheint. Warum man allerdings gerade dieses Stück gewählt hatte, wo bekannt war wie antiquiert und zerrissen sein Inhalt eigentlich ist, bleibt ein Geheimnis. Daher darf man hoffen, diese neue Version auch in Zukunft an anderen Opernhäusern wiederzufinden, damit diese „Venedignacht“ nach unzähligen Jahren endlich eine passable, vergnügliche Operette wird.
Auf die seit Jahrzehnten nicht gespielte Operette „Viktoria und ihr Husar“ von Paul Abraham, die eher einem Musical gleicht und für 2016 ausgewählt wurde, darf man gespannt sein.
Weitere Informationen finden Sie unter www.seefestspiele-moerbisch.at.