Erwartungen bleiben pessimistisch
In allen Wirtschaftsbereichen werden die Geschäftserwartungen erheblich von der Rezession beeinflusst und sind größtenteils pessimistischer als im letzten Frühjahr. Der Erwartungsindex des Mittelstandes bleibt im negativen Bereich und lässt eine weiterhin schlechte Geschäftslage in den kommenden Monaten erwarten. Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe und der Handel sind pessimistisch. Im Baugewerbe wird der übliche positive Saisoneffekt im Frühjahr dieses Mal von der Krise überlagert. „Die Erwartungen im Mittelstand sind so zurückhaltend wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Bei den Unternehmen herrscht eine große Unsicherheit, bedingt durch den Ukraine-Konflikt, möglichen Veränderungen in der Geldpolitik und der allgemein schlechten Konjunkturlage“, sagt Weinhofer. Derzeit rechneten nur 17,7 Prozent der befragten Unternehmen mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 26,7 Prozent), mehr als jeder Dritte (34,1 Prozent) erwarte Umsatzrückgänge.
Investitionsbereitschaft historisch niedrig
Die österreichischen KMU haben im letzten Winter mehr Personal abgebaut als neue Stellen geschaffen. Auch dies ist auf unsichere Wirtschaftsaussichten und eine schlechte Auftragslage zurückzuführen. 29,5 Prozent der Unternehmen meldeten eine verkleinerte Belegschaft (Vorjahr: 21,0 Prozent), im Verarbeitenden Gewerbe fast jeder Zweite (45,1 Prozent). In den kommenden Monaten dürfte sich der Personalabbau zudem fortsetzen. Jedes 4. Unternehmen will Personal abbauen. Hohe Finanzierungskosten und pessimistische Konjunkturaussichten bremsen auch die Investitionsbereitschaft, die auf den niedrigsten Stand seit 1997 gesunken ist. Nur noch 30,7 Prozent der Unternehmen planen Investitionen. „In allen Bereichen des Mittelstandes sinkt die Investitionsbereitschaft. Entsprechend gering ist aktuell die Kreditnachfrage der Unternehmen“, erläutert Weinhofer. Aufgrund der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wachse gleichzeitig die Sorge vor einer Kreditklemme. 50,9 Prozent der Befragten befürchten, keine Finanzierung mehr zu bekommen (Vorjahr: 38,0 Prozent).
Eigenkapitalschwäche im Handel
Der Anteil eigenkapitalschwacher Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent ist zuletzt gestiegen. Besonders im Dienstleistungsgewerbe und im Handel haben viele Unternehmen eine Eigenkapitalschwäche. Gleichzeitig meldeten mehr Unternehmen als im Vorjahr eine solide Quote von über 30 Prozent. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe lag der Anteil eigenkapitalstarker Unternehmen deutlich höher als im Vorjahr.
Conclusio
Die heimische Wirtschaft befindet sich im Sog der negativen Wirtschaftsentwicklung des wichtigsten Handelspartner Deutschland. Zusätzlich bringt eine der höchsten Teuerungsraten in der Euro-Zone wichtige konjunkturtreibende Branchen wie die Immobilienwirtschaft, den Bau sowie die Industrie in Bedrängnis. Dazu kommt angesichts der allgemeinen Verunsicherung durch Polykrisen ein Rückgang im Binnenkonsum. Es wird an der neuen Bundesregierung liegen, die bekannten Themen wie Pension, (Wirtschafts-)Bildung, Integration und Standortsicherung anzugehen und Österreich zukunftsfit zu machen. Ebenso müssen bürokratische Hemmnisse (kein Gold Plating, weniger Berichtspflichten) endlich abgebaut werden, der Staat nach dem Ende der Pandemie schlanker und effizienter werden. Die Exportwirtschaft als wesentliche Konjunkturlokomotive muss durch faire Freihandelsabkommen gefördert werden. In der Steuerpolitik sollte ein Grundsatz gelten: Fleiß und Leistung müssen belohnt werden. – Weitere Informationen unter www.creditreform.at